Sie tragen uns durchs Leben, wir misshandeln sie, wir nehmen sie als völlig selbstverständlich hin und manchen von uns machen sie schier wahnsinnig. Füße begleiten uns wohin auch immer wir gehen und wenn die Herzdame Bein zeigt, schmelzen wir dahin. Und doch umgeben den Fuß Gerüchte, Leidenschaften und Phantasien wie kaum einen anderen Körperteil. Beschäftigen wir uns also mit dem

Mythos Fuß-Erotik:

Wie viel Bein darf es sein?

Welcher ist wohl der häufigste Fetisch, dem wir so erliegen? Gut, das Thema dieses Artikels gibt die Antwort gewissermaßen vor. Übrigens auch weltweit. AOL hatte schon, damals als sie noch eine große Nummer im Internetgeschäft waren, versucht herauszufinden, wonach die Menschen so suchen im Internet. Der Fußfetisch war die klare Nummer 1.

Männer schauen nach Eigenaussage beim Anblick einer heißen Frau zuerst auf die Augen, den Po oder die Titten. Somit spielen die Beine beim Erstkontakt eigentlich eine eher untergeordnete Rolle, bei Sex und Phantasie aber rangieren die Stelzen immer ganz oben. Was aber steckt dahinter? Versuchen wir systematisch an diese Frage heranzugehen und unterscheiden erst mal drei wesentliche Gelüste rund um den Fuß.

  1. Der Reiz am Fuß als solchen
  2. Der Reiz an Strümpfen und anderen Beinkleidern
  3. Der Reiz am Schuh (üblicherweise mit innenliegender Dame)

Alle drei Bereiche spielen beim Fußfetischismus eine Rolle, nicht jeder aber findet alle Bereiche gleich oder nur überhaupt wichtig. So ist zum Beispiel der Nacktfußfetischist eher abgetörnt, wenn er ein bestrumpftes Bein am Ende gar noch in waffenscheinpflichtigen Stilettos, erblickt und hätte es viel lieber, wenn die Dame sich des unnötigen Ballasts entledigen würde, um mit ihm gemeinsam ein wenig im Schlamm zu hüpfen. Wir erkennen sofort, die Bandbreite an erotischen Assoziationen ist äußerst breit gefächert. Zeit also, das alles in handliche (bzw. füßliche) Brocken zu zerlegen.

Wer sich für Füße ganz allgemein übermäßig interessiert, der neigt der sogenannten Podophilie zu. Also ganz allgemein gesprochen dem erotischen Hang zu Füßen. Hier sei nebenbei bemerkt, dass der Autor dieser Zeilen die süddeutsche Definition des Wortes „Fuß“ wählt, die das komplette Bein bis zur Hüfte umfasst. Der Podophile befindet sich dabei in bester Gesellschaft.

Nicht nur weil es der mit weitem Abstand am weitesten verbreitete Fetisch ist, sondern auch weil viele durchweg berühmte Personen öffentlich zu dieser Neigung stehen und sie ausleben. So ist es beispielsweise geradezu unmöglich einen Film von Quentin Tarantino anzusehen, ohne viel Zeit damit zuzubringen, auf Uma Thurmans wirklich bezaubernde Füße zu starren.

Ein anderes prominentes Beispiel: Der bayerische König Ludwig I. etwa verfiel den Beinen der Tänzerin Lola Montez derart, dass er einem Bildhauer die Aufgabe übertrug, sie in Marmor zu meißeln – die Füße, nicht die ganze Tänzerin, schließlich hatte der König einen Blick für das Wesentliche.

Natürlich ist es nicht allein der Reiz des Anblicks der Füße sondern auch diverse erotische Handlungen, die mit oder am Fuß verübt werden, die den Podophilen reizt. Deren wichtigster ist naturgemäß der Footjob, also jemandem mittels des Fußes einen runterzuholen. Aber nicht nur Handlungen mit, sondern auch Handlungen an den Füßen sind wichtig; riechen, küssen, lecken oder kitzeln etwa. Die russische Zarin Anna Leopoldowna zum Beispiel hatte sich an ihrem Hof sechs junge Männer gehalten, die als Fußkitzler angestellt waren. Damit ließe sich ein durchgehender Dreischichtbetrieb eine ganze Weile aufrecht erhalten. Auch der Alleskönner Goethe war dem Frauenbein verfallen. Es ist aber durchaus nicht nur der Fetischist, der sich an Damenfüßen berauscht; wer noch nie schönen Beinen, die unter einem kurzen Rock herausragen nachgesehen hat, werfe den ersten Stein. Und so ist es auch kein Wunder, dass sexuell repressive Institutionen und Gesellschaften das Zeigen von Bein stets unter Strafe stellen. Dazu muss man gar nicht nach Dubai blicken, auch beispielsweise im viktorianischen England, war es geradezu skandalös, wenn frau auch nur die Fessel entblößte.

Andere gingen da sogar noch weiter, als etwa 1649 die gerade 15-jährige Habsburgerprinzessin Maria Anna anlässlich ihrer Hochzeit mit dem spanischen König mit Seidenstrümpfen beschenkt werden sollte, lehnt der spanische Gesandte diese sofort  mit den legendären Worten, „Die Königin von Spanien hat keine Beine!“, ab. Dass die junge österreichische Prinzessin daraufhin in Tränen ausbrach, da sie befürchtete gleich nach der Hochzeit die Beine amputiert zu bekommen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Völkerverständigung dieser Zeit.

Kommen wir damit zum zweiten großen Fußfetisch-Bereich: Dem Strumpffetisch, wir sprechen hier allerdings von echten Strümpfen, halterlos oder mit Strumpfband oder Strumpfhalter gehalten, also ein Kleidungsstück, dass weniger praktischen Erwägungen folgt sondern eindeutig dem Bereich der Ästhetik zuzuordnen ist. Zu Socken kommen wir im Anschluss. Woher der Reiz kommt, lässt sich schwerlich sagen, aber es gibt drei wesentliche Ansätze.

Erstens, die Beinform, ein Strumpf macht erst mal einen schlankeren Fuß, der dadurch automatisch auch länger wirkt. In wissenschaftlichen Studien konnte man empirisch nachweisen, dass längere Beine erotisch anziehender auf Männer wirken als kürzere. So gesehen wäre, nebenbei bemerkt, die erotischste Frau der Welt eine Engländerin namens Lisa Hall, die bei 1,80 Metern Gesamtlänge über Beine von gewaltigen 1,24 Metern Länge verfügt. 

Zweitens verändert sich die Materialität und Optik des Fußes, wer von Haus aus einen Hang zu feinen Stoffen hat, wird das zu schätzen wissen, besonders da die Temperatur des Stoffes sich durch das Tragen verändert. Außerdem täuscht der Stoff über eventuelle Makel der Haut hinweg, macht das Bein also ganz objektiv schöner.

Drittens der Reiz des Endes. Oberhalb des Strumpfes blitzt nackte Haut auf, signalisiert also erotische Verfügbarkeit. Die Nähe zum Zentrum männlicher Lust und Begierde tut hier ein Übriges. Genau umgekehrt verhält es sich da mit Strumpfhosen, hier wirkt der Reiz des optisch klar sichtbaren, aber dem direkten Zugriff entzogenen. Wahrscheinlich ist bei Strümpfen alles drei zusammen wichtig. Durch das von Medien verbreitete Bild, das die Strümpfe entweder dem erotischen oder dem elegant-reichen Milieu zuordnet, wird ein hocherotisches Gesamtpaket daraus. 

Die Geschmäcker sind dabei so verschieden, wie die Strumpfformen: Ob Spitzenbesatz, Netzoptik, Muster oder blickdicht, lang oder kürzer, mit Halter oder ohne, hier gibt es wirklich für jeden Liebhaber alles, was das Herz begehrt. Selbst Latexstoffe sind kein Problem.

Wir müssen aber noch kurz über ein ähnlich gelagertes Feld sprechen. Die Socke! Ein besorgniserregender Trend in der Pornoindustrie zeigt den männlichen Darsteller gerne bis auf die Socke entkleidet. Und genau hier beginnt auch schon das Problem, denn nichts ist unattraktiver als ein Kerl  nur in Socken. Kenner britischer Comedyserien sprechen hier von der verpassten „Sock Gap“. Vielleicht haben die Herren aber auch eine Meldung aus den Niederlanden missverstanden. Dort hieß es kürzlich, 80% der Frauen hätten leichter Orgasmen mit Socken im Bett. Bitte liebe Männer, bis ganz zum Ende lesen: Das gilt nur dann, wenn Frauen die Socken tragen. Denn allen Klischeeurteilen zum Trotz ist es tatsächlich so: Kalte Füße hemmen bei Frauen die Libido; sind die Füße hingegen mollig warm, kommen die Damen viel leichter zum Höhepunkt.

Unser kleiner Exkurs in die erotische Welt der Füße wäre natürlich nicht komplett ohne den Schuhfetisch, als auch Retifismus bekannt, benannt nach dem französischen Autor Nicolas Rétif de la Bretonne, der als erster bekannter Schuhfetischist seinen festen Platz in der Geschichte hat.  Wobei: Streng genommen ist ein gewisser, namenloser Prinz noch älter, der nur die Frau heiraten wollte, die in einen Schuh aus Glas gepasst hatte. Neben diesem ganz besonders offensichtlichen Schuhfetischismus wird in Aschenputtel auch noch das Hohelied auf die kleinen Füße gesungen, ein Trend, der mit den japanischen Lotosfüßen seinen medizinisch und vor allem ethisch höchst bedenklichen Höhepunkt gefunden hat.

Aber zurück zu den Schuhen. Der bekennenden Retifist hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten: Sammeln, tragen, tragen lassen oder daran riechen; der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass natürlich das Trinken von Vodka oder Champagner aus Damenschuhen durchaus einen Platz hat. Formen, Farben und Materialien sind bei Schuhen keine Grenzen gesetzt, von den mit 22,5 cm höchsten Standard-Absätzen der Welt bis zu superflachen Ballerinas, von Overknees zu Sandalen, Stilettos, Pumps, Schnürstiefeln und, und, und. So kann jede Frau genau den oder die Schuhe finden, die zu ihr passen, wie schon Bette Midler richtig bemerkte: Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie wird die Welt erobern.“

An uns Männern liegt es dann nur noch, wie der Prinz bei Aschenputtel, das richtige Girl für die Schuhe zu finden, die uns gefallen. Eine Auswahl von über 6.000 heißen Girls (also weit über 12.000 sexy Beinen) mit grob geschätzt 6.000.000 Schuhen in ihren gemeinsamen Schränken, erwartet Sie jederzeit rund um die Uhr bei Live-Strip.com. Und so können Sie es mit dem alten Sprichwort halten: Die richtige Frau ist wie ein paar Schuhe; man muss eine Menge ausprobieren, bis sie passt. Probieren Sie sich doch mal durch.

Bis Ende 2018 hatte ich in der mittlerweile leider eingestellten Zeitschrift Live-Strip.com – Das Magazin eine eigene Kolumne. Eine weitere feste Rubrik war dort über Jahre hinweg den unterschiedlichsten Mythen aus der Welt der Sexualität und der Erotik gewidmet. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags präsentiere ich daraus in meinem Blog in der Kategorie „Sex-Mythen“ in unregelmäßigen Abständen einige Highlights. Dieser Text wurde ursprünglich in der Ausgabe 3-2014 veröffentlicht.

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